Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten haben sich zu ihrem jährlichen Gipfeltreffen in einer abgeschiedenen Lodge in den kanadischen Rockies getroffen. Dieses hochkarätige Treffen findet inmitten einer Reihe globaler Krisen statt, darunter anhaltende Konflikte und erhebliche wirtschaftliche Unsicherheit.
Kanada, das in diesem Jahr die G7-Präsidentschaft innehat, empfängt die Staats- und Regierungschefs der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Japans in Kananaskis, Alberta. Die ursprünglich auf wirtschaftliche und sicherheitspolitische Prioritäten ausgerichtete Tagesordnung des Gipfels wurde durch den eskalierenden Israel-Hamas-Konflikt erheblich verändert.
Dies ist für Premierminister Justin Trudeau die erste große internationale Veranstaltung als Regierungschef und stellt einen entscheidenden Test seiner Fähigkeit dar, komplexe geopolitische Herausforderungen zu bewältigen und Kanadas globale Stellung, wirtschaftliche Stärke und die Verringerung der Abhängigkeit von den USA zu fördern.
Es stehen mehrere wichtige Herausforderungen bevor. Die plötzliche Bedeutung des Nahostkonflikts hat eine Neubewertung der Gipfelvorbereitungen erzwungen. Darüber hinaus werden Trudeaus Interaktionen mit US-Präsident Donald Trump genau beobachtet, angesichts von Trumps früheren Aktionen, die die kanadische Souveränität untergraben haben.
Für Kanada bestehen Chancen, darunter potenzielle neue Handels- und Sicherheitsabkommen mit den USA, nach jüngsten Gesprächen in Washington. Trumps Handelspolitik, einschließlich der als „Plündern, Brandschatzen, Vergewaltigen und Ausplündern“ beschriebenen Zölle, hat jedoch für eine angespannte Atmosphäre gesorgt und den globalen wirtschaftlichen Ausblick überschattet.
Die Prognose der Weltbank, dass das langsamste Wirtschaftsjahrzehnt seit den 1960er Jahren bevorsteht, erschwert die Lage zusätzlich. Die Eröffnungssitzung des Gipfels am Montag wird sich mit der Weltwirtschaft befassen, während in den folgenden Diskussionen Themen wie Migration, kritische Rohstoffe, Sicherheit und Drogenhandel behandelt werden – Bereiche, die für die Trump-Administration von großem Interesse sind.
Präsident Trump, der bereits Einzelgespräche mit mehreren G7-Staats- und Regierungschefs geführt hat, wird voraussichtlich während des Gipfels weitere bilaterale Gespräche führen. Dies ist sein zweiter Besuch in Kanada als Präsident, nach dem umstrittenen Gipfeltreffen von Charlevoix 2018, das in Zwietracht und einem mittlerweile berüchtigten Foto endete, das eine Konfrontation zwischen Trump und Angela Merkel zeigt.
Trudeau will eine Wiederholung des Debakels von 2018 vermeiden und betont Konsistenz und Konsensbildung. Zu diesem Zweck hat sich Kanada für eine Reihe kurzer gemeinsamer Erklärungen anstelle eines umfassenden Abschluss-Kommuniqués entschieden, die sich auf Schlüsselbereiche wie die Reaktion auf Waldbrände, kritische Rohstofflieferketten und die Nutzung von KI für das Wirtschaftswachstum konzentrieren.
Der Klimawandel steht zwar nicht im Mittelpunkt, ist aber in die Diskussionen integriert, insbesondere im Kontext der globalen Waldbrandkrise. Kanadas eigene rekordverdächtige Waldbrandsaisonen unterstreichen die Dringlichkeit dieses Problems. Der Konflikt in der Ukraine dominiert ebenfalls die Tagesordnung, wobei Präsident Selenskyj anwesend ist, um weiterhin Unterstützung, Sanktionen gegen Russland und Mittel für den Wiederaufbau zu sichern.
Die Komplexität wird durch Diskussionen über die Bekämpfung ausländischer Einmischung weiter erhöht, ein Thema, das möglicherweise Spannungen mit mehreren anwesenden Staats- und Regierungschefs erzeugen wird. Zu den Gästen Kanadas gehören der ukrainische Präsident Selenskyj, der indische Premierminister Narendra Modi (inmitten angespannter Beziehungen nach dem Mord an einem Sikh-Führer) und die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum, wodurch die Bühne für nordamerikanische Handelsgespräche bereitet wird.
Weitere geladene Gäste sind Staats- und Regierungschefs aus Australien, Südafrika, Südkorea, Indonesien und Brasilien sowie Vertreter Europas und der NATO. Das Ergebnis des Gipfels wird die globalen Angelegenheiten erheblich beeinflussen und einen entscheidenden Test der Führungsstärke von Premierminister Trudeau sowie eine Bühne für die Bewältigung der komplexen Herausforderungen einer sich schnell verändernden Welt bieten.