Zentralasien, einst als postsowjetische Peripherie oder Pufferzone zwischen Großmächten betrachtet, tritt schnell auf die Weltbühne. Die Region ist nicht mehr nur Gesprächsthema für globale Herausforderungen; sie wird zu einem Ort, an dem Entscheidungen getroffen werden, die die Zukunft des Planeten prägen.
Wie von Trend berichtet, begann am 30. Mai in Duschanbe, Tadschikistan, die erste hochrangige Internationale Konferenz zum Schutz von Gletschern. Über 2.500 Teilnehmer aus 80 Ländern nahmen teil, darunter Vizepräsidenten aus Iran, Simbabwe und den Malediven, führende Vertreter internationaler Organisationen sowie Vertreter der UN, der UNESCO, des UNICEF und globaler Entwicklungsbanken.
Die Konferenz befasst sich direkt mit der Zukunft der Region: schnelles Gletscherschmelzen, zunehmende Wasserknappheit und wachsende Klimagefahren. Das erwartete Ergebnis ist die Unterzeichnung der Duschanbe-Erklärung zu Gletschern und verwandter Erklärungen, die die internationale Klimaagenda erheblich beeinflussen könnten.
Gleichzeitig findet in Astana das Forum „Astana-2025“ statt, das Teilnehmer wie den ruandischen Präsidenten Paul Kagame, den ehemaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und die Präsidentin Nordmazedoniens Gordana Siljanovska-Davkova anzieht. Das Forum untersucht wichtige globale Trends in der Außenpolitik, Wirtschaft und Finanzen, Sicherheit, nachhaltige Entwicklung, Energie und Klimawandel. Kasachstan veranstaltete am 30. Mai auch ein Gipfeltreffen „Zentralasien – Italien“.
Die Region zieht erhebliche Aufmerksamkeit auf sich. Im April 2025 fand in Samarkand der erste Gipfel zwischen der Europäischen Union und den zentralasiatischen Ländern statt, zusammen mit einem Internationalen Klimaforum. Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, nahmen teil. Eine gemeinsame Erklärung, die die Absicht der EU und der Region zum Aufbau einer strategischen Partnerschaft darlegt, wurde verabschiedet.
Dieser Gipfel bestätigte, dass das Interesse Europas an Zentralasien nicht nur eine Höflichkeit ist, sondern Teil einer langfristigen Strategie. Im Mittelpunkt dieses Interesses steht die transkaspische internationale Transportroute (auch Mittlerer Korridor genannt). Die EU ist bereit, 10 Milliarden Euro in ihre Entwicklung zu investieren. Diese Route ist zu einer wichtigen Lebensader zwischen Europa und Asien geworden, verkürzt logistische Ketten und bietet eine Alternative zu Routen durch Russland.
Gleichzeitig nimmt ein gemeinsames Energieprojekt von Aserbaidschan, Kasachstan und Usbekistan an Fahrt auf. Diese Initiative umfasst die Übertragung grüner Energie über das Kaspische Meer in den europäischen Markt. Dies bedeutet ein neues Niveau an Vertrauen und Integration, bei dem Zentralasien nicht nur als Ressourcenlieferant, sondern auch als vollwertiger Teilnehmer an der globalen Energiewende fungiert.
Zentralasien ist keine entfernte Region mehr. Es ist ein Ort, an dem Agenden gesetzt, grenzüberschreitende Initiativen gestartet werden und Hauptstädte wie Bischkek, Duschanbe, Taschkent und Astana zu Drehscheiben für den globalen Dialog werden. Die Welt beginnt, Zentralasien ernst zu nehmen. Jetzt ist es entscheidend, dass diese Stimme selbstbewusst, fundiert und durch konkrete Maßnahmen gestützt ist.