Sa.. Aug. 2nd, 2025
Schweiz kämpft mit den höchsten Zöllen in Europa, was eine Debatte auslöst

Ein erstaunlicher Zoll von 39 % wurde gegen die Schweiz verhängt, ein Schritt, der als tiefer Schock angesehen wird und die Worst-Case-Szenarien übertrifft, was zu den höchsten Zöllen in Europa führt.

Weltweit liegt die Schweiz damit an vierter Stelle, hinter Syrien, Laos und Myanmar. Sollte Präsident Trump seinen angedrohten 50-prozentigen Zoll umsetzen, würde Brasilien an die Spitze der Liste aufsteigen.

Die Entwicklung hat die Nachrichten dominiert. Eine prominente Zeitung, Blick, bezeichnete sie als den bedeutendsten Rückschlag des Landes seit dem französischen Sieg in der Schlacht von Marignano im Jahr 1515.

Noch vor wenigen Wochen zeigte sich die Schweizer Regierung zuversichtlich.

Im Mai vermittelte die Schweiz ein Treffen in Genf zwischen den USA und China, das darauf abzielte, die Handelsspannungen abzubauen. Dies ermöglichte es der Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, mit dem US-Handelsminister Scott Bessent in Kontakt zu treten.

Nach dem Treffen zeigte sich Bundespräsidentin Keller-Sutter optimistisch und deutete an, dass die Schweiz nach dem Vereinigten Königreich an zweiter Stelle stehen würde, um ein Handelsabkommen mit Washington zu sichern, was auf ein potenzielles Zollangebot von 10 % hindeutete – deutlich niedriger als die ursprünglich von Donald Trump im April vorgeschlagenen 31 %.

Diese Erwartungen haben sich nun zerschlagen. In den Stunden vor dem Stichtag am 1. August blieb ein letztes Telefonat zwischen Bundespräsidentin Keller-Sutter und Präsident Trump ergebnislos. Anschließend enthüllte die Ankündigung einen Strafzoll von 39 %, der die ursprünglich angedrohten 31 % überstieg.

Die Gründe für diese Entscheidung sind umstritten. Einige Schweizer Politiker vermuten Mängel in den Verhandlungsstrategien der Schweiz, während andere argumentieren, dass die Taktiken entweder zu forsch oder zu nachgiebig waren. Eine einfachere Erklärung könnte sein, dass Trump grösseren Deals Priorität einräumte und die kleinere Wirtschaft der Schweiz kein Hauptaugenmerk war. Das Ausmass der Gespräche zwischen Schweizer und US-amerikanischen Handelsunterhändlern bleibt unklar.

Die Schweizer Regierung nennt nun das Handelsdefizit mit den USA als einen zentralen Streitpunkt.

Präsident Trump betrachtet Handelsdefizite – bei denen die Exporte eines Landes in die USA seine Importe übersteigen – als grundsätzlich problematisch, eine Sichtweise, die nicht von allen Ökonomen geteilt wird. Er glaubt, dass Zölle den US-amerikanischen Produktionssektor schützen können, der Arbeitsplatzverluste an ausländische Unternehmen erlitten hat.

Das Schweizer Handelsdefizit mit den USA belief sich im Jahr 2024 auf 47,4 Milliarden US-Dollar. Unter Berücksichtigung der Dienstleistungsbranchen sinkt das Defizit jedoch auf 22 Milliarden US-Dollar. Die Schweizer Exporte in die USA umfassen hauptsächlich Pharmazeutika, Goldschmuck, Uhren und Werkzeugmaschinen.

Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, senkte die Schweizer Regierung die Zölle auf US-amerikanische Industriegüter auf null, und mehrere Schweizer Unternehmen, darunter Nestlé und Novartis, sagten Investitionen in Milliardenhöhe in US-amerikanische Einrichtungen zu. Die Schweiz ist derzeit der sechstgrösste Investor in den USA und unterstützt angeblich 400.000 US-amerikanische Arbeitsplätze.

Es scheint jedoch schwierig, ein Handelsgleichgewicht zu erreichen. Mit einer Bevölkerung von nur 9 Millionen Menschen ist die Inlandsnachfrage der Schweiz nach US-amerikanischen Produkten begrenzt. Die grossen Fahrzeuge sind für Alpenstrassen ungeeignet, und US-amerikanischer Käse und Schokolade sind nicht ideal für den Schweizer Gaumen geeignet.

Jan Atteslander, Leiter Aussenhandel bei EconomieSuisse, betonte die Notwendigkeit von „verlässlichen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten“ und signalisierte Frustration über die schwankende US-Handelspolitik und die daraus resultierende Unsicherheit für Schweizer Unternehmen.

Die Schweiz steht nun an einem kritischen Punkt. Bis zum 7. August, wenn die Zölle in Kraft treten sollen, besteht ein kleines Zeitfenster. Es wird erwartet, dass die Schweizer Regierung die Verhandlungen intensiviert. Schweizer Unternehmen warnen vor möglichen Arbeitsplatzverlusten, wenn der 39-prozentige Zoll nicht gesenkt werden kann.

Der weitere Weg bleibt ungewiss.

Nachdem die Schweiz bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht hat, darunter Investitionszusagen und Nullzölle, sind ihre Optionen begrenzt. Mögliche Vergeltungsmassnahmen könnten den Rückzug von Investitionsangeboten, die Einführung gegenseitiger Zölle oder, als letzten Ausweg, die Stornierung der Bestellung von US-amerikanischen F35-Kampfflugzeugen umfassen.

In der ganzen Schweiz herrschen Verwirrung und Wut.

Freitag ist Schweizer Nationalfeiertag. Im Anschluss an ihre traditionelle Ansprache beantwortete Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter Fragen zu den US-Zöllen.

Sie sagte gegenüber Reportern, dass die Gespräche mit den USA zwar produktiv gewesen seien, das Handelsdefizit jedoch ein erhebliches Hindernis für Präsident Trump darstelle, was implizierte, dass der US-Präsident das Hauptproblem sei.

Anstelle patriotischer Feiern fühlen sich viele Schweizer Bürger für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Landes bestraft.

Andere meinen, dass das Land bereits Wirtschaftsschocks überstanden hat und seine Innovationskraft nutzen kann, um diese Herausforderung zu meistern.

Von ProfNews